Jump to main content
IndustriALL logotype
Article placeholder image

Read this article in:

  • English

9 January, 2008

Zehntausende von Menschen werden in ländlichen Gebieten Indiens aus ihren Häusern vertrieben und verlieren ihre Lebensgrundlage. Die Zentral- und die Bundesregierungen geben das Agrarland für die Gründung von Industrien (darunter Metallindustrie und Bergbau) und für die Schaffung von Sonderwirtschaftszonen frei. Bei den vertriebenen Familien handelt es sich mehrheitlich um sehr kleine Farmpächter, landlose Agrararbeiter, Handwerker und Kleinhändler; sie gehören zu den benachteiligten Gemeinschaften der Dalit [1] und der Adivasi [2] oder zu religiösen Minderheiten [3].

In beinahe allen diesen Orten kam es zu massiven Volksprotesten und Widerstand. Die vertriebenen Familien forderten, dass die Regierung die Industrien auf unfruchtbarem Land, möglichst nicht auf Agrarland, ansiedeln sollte. Ausserdem protestierten sie wegen der unangemessenen Entschädigung und wegen des völlig fehlenden öffentlichen Angebots an Arbeitsplätzen, Wohnungen und anderen Existenzbedürfnissen. '

Die Proteste wurden von den Polizeikräften wiederholt und brutal niedergeschlagen. An mehr als einem Ort kamen Demonstranten durch polizeiliche Übergriffe ums Leben. Gewerkschaftsführer und weitere Aktivisten, die die Proteste anführen, werden systematisch festgenommen und von der Polizei ins Gefängnis geworfen. In einigen Fällen wird der Bau von Fabriken und Bergwerken und die Einführung von Sonderwirtschaftszonen trotz der anhaltenden Proteste mit direktem Polizeischutz fortgesetzt.

Wir sind uns zwar bewusst, dass die industrielle Entwicklung für das Wirtschaftswachstum eine wichtige und notwendige Rolle spielt, aber diese Entwicklung kann ihren Zweck nicht erfüllen, wenn die Rechte der betroffenen Menschen und Gemeinschaften dabei verletzt werden. Deswegen appellieren wir
An die Regierung der indischen Bundesstaaten, den Polizeieinsatz zur Unterdrückung des demokratischen Protestes und des demokratischen Oppositionsrechts zu beenden;

An die Regierung Indiens, ein gerechtes, transparentes und gerichtlichen Entscheidungen unterworfenes Grunderwerbsgesetz zum Schutz der Lebensunterhalt-Rechte einzuführen und den vertriebenen Menschen angemessene öffentliche Entschädigung und sichere Arbeitsplätze anzubieten;

An die Arbeitgeber der neuen Fabriken, Bergwerke und Sonderwirtschaftszonen, Verantwortung für die besonders ausgegrenzten Familien zu übernehmen, die durch diese Projekte vertrieben werden, und deren Lebensunterhalt-Rechte umfassend mit Arbeitsplätzen, die die Kernarbeitsnormen der IAO erfüllen, zu schützen.

Eingereicht von: Working Peoples' Trade Union Council im Namen aller indischen Mitgliedsorganisationen. Unterstützt von der Steel Metal and Engineering Federation of India.

______________________

[1] Die „Unberührbaren".
[2] Autochthone Bewohner.
[3] Mehrheitlich Angehörige des Islams.